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Simone Ebner

Was hat Stress mit dem Wohlfühlgewicht zu tun?

Immer dann, wenn wir Stress empfinden, werden in unserem Körper ganz automatisch unterschiedliche Mechanismen angestoßen, die unter anderem Einfluss auf das Wohlfühlgewicht haben können.


Stress einst und heute

Vor langer, langer Zeit galt als Auslöser für Stress die Begegnung mit einem Feind, etwa dem Säbelzahntiger. Heute wird Stress in erster Linie durch die Herausforderungen des Alltags verursacht. Der Prozess, der in unserem Körper aufgrund einer Stress-Situation stattfindet, ist bis heute unverändert: Stress-Hormone werden ausgeschüttet, unter anderem Cortisol. Was sich jedoch im Laufe der Zeit deutlich geändert hat, sind die Stress-auslösenden Situationen und unser Verhalten als Reaktion darauf: Die Begegnung mit dem Säbelzahntiger fordert als Verhalten entweder Kampf oder Flucht, also körperlichen Einsatz. Eine typische Stress-Situation heutzutage (wie z.B. ein Bürotag voller Termine oder ein unaufhörlich klingelndes Telefon am Schreibtisch während eine e-Mail-Anfrage nach der anderen eintrudelt) fordert in der Regel keinen körperlichen Einsatz, um die Situation zu bewältigen.


Nun ist es aber so, dass das erhöhte Cortisol in unserem Körper eine ausreichende Versorgung mit Energie sicherstellt - schließlich bedeutet ein erhöhter Cortisolspiegel für das genetisch verankerte Programm in unserem Körper nach wie vor, dass wir kämpfen oder flüchten müssen und dafür benötigen wir genug Energie. Die Botschaft des Cortisols an den Körper ist über all die Jahre dieselbe geblieben, aber der Auslöser für die Cortisol-Ausschüttung und das darauf folgende Verhalten haben sich geändert. Der Säbelzahntiger wurde getauscht gegen: läutende Telefone, herausfordernde Geschäftstermine, zu betreuende Kinder oder Eltern, Anstellen an der Supermarkt-Kassa, Stillstand im Verkehrsstau, . . . gegen Zeitdruck und einen straffen Terminplan sowie emotionale Belastungen im Berufs- bzw. im Familien-Alltag. Das Flucht- bzw. Kampf-Verhalten wurde getauscht gegen die Bewältigung all dieser beispielhaft aufgelisteten Alltagsanforderungen, wofür es größtenteils kaum mehr körperlichen Einsatz braucht.


ein Schild mit dem Spruch: "Guten Morgen! Lass den Stress beginnen!"

Stress und Körpergewicht

Was passiert nun, wenn der Cortisol-Spiegel als Folge von Stress steigt? Der Anstieg von Cortisol geht unter anderem mit einem Anstieg des Blutzuckers einher - dadurch wird der körperliche Einsatz in Form von Flucht oder Kampf ermöglicht. Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, dass ausreichend Energie vorhanden ist, kann unser Körper sogar Muskeleiweiß in Blutzucker umwandeln, wodurch Muskulatur abgebaut wird. Zudem begünstigt ein hoher Cortisol-Spiegel das Auftreten von Heißhunger, also noch ein zusätzlicher Mechanismus, der eine ausreichende Energieversorgung garantiert. Langfristig kann sich darüber hinaus eine Insulinresistenz entwickeln - auch dadurch kommt es zu einer Erhöhung des Blutzuckers, das Diabetes-Risiko steigt.


Hier sind nur beispielhaft einige wenige Prozesse erwähnt, die ein erhöhtes Cortisol auslöst. Sie sollen veranschaulichen, dass unser Körper in Stress-Situationen wirklich sehr gut dafür sorgt, ausreichend Energie für die Stress-Bewältigung bereit zu stellen.


Allerdings ist für die Bewältigung heutiger Stress-Situationen diese mobilisierte Energie gar nicht notwendig. Was geschieht nun mit all dem (in guter Absicht) zur Verfügung gestellten Blutzucker? Bleibt dieser aufgrund mangelnder körperlicher Betätigung unverbraucht, wird er vorwiegend in Form von Bauchfett gespeichert - überschüssiger Zucker wird in Körperfett umgewandelt.


Was kann Stress auslösen?

Dass der Arbeits- oder Familien-Alltag Stress verursachen kann, liegt wohl auf der Hand, aber es gibt auch andere Faktoren in unserem Leben, die weniger “offensichtliche” Stress-Auslöser sind und eine Erhöhung des Cortisol–Spiegels bewirken können. Zum Beispiel: soziale Isolation, unangenehme und schwierige Gefühle bzw. Emotionen, Lärm (Großstadt!), Hunger, Durst, usw. Ein Grund mehr, warum von Diäten abzuraten ist - durch Verbote und stark reduzierte Kalorienaufnahme kommt es zu mangelnder Sättigung. Was dabei oft nicht bedacht wird: Hunger bedeutet für den Körper intensiven Stress - dauerhaft zu hungern, mit dem Ziel, Gewicht zu reduzieren, kann daher nicht funktionieren. Der Weg zum gesunden Wohlfühlgewicht führt nicht über Verzicht und Hunger!


Stress reduzieren zum Erreichen des Wohlfühlgewichts

Geht es darum, langfristig zum gesunden Wohlfühlgewicht zu finden, wird eine Veränderung des Speiseplans allein nicht ausreichen. Ein wichtiger Faktor, neben anderen Einflüssen auf das Körpergewicht, ist der Umgang mit Stress. Auf der einen Seite kann Stress unser Essverhalten und unser Körpergewicht beeinträchtigen, auf der anderen Seite beeinflusst die Art und Weise der Ernährung unsere Stress-Toleranz. Stress, Ernährung, Wohlfühlen und Gesundheit stehen miteinander in Wechselwirkung.


Ernähren wir uns ausgewogen und achten wir bei den Mahlzeiten auf bestimmte Aspekte, wird dadurch der Cortisol-Spiegel gesenkt. Sowohl die TCM-Lehre als auch die westlichen Disziplinen der Ernährung und Psychologie verfügen über zahlreiche Empfehlungen, wie es gelingt, durch unterschiedliche Maßnahmen (individuelle Ernährungsanpassung, Wege zur Stress-Reduktion, Strategien zur adäquaten Stress-Bewältigung) den alltäglichen Anforderungen gestärkt zu begegnen.


Ein weiterer wichtiger Faktor, der sich in das Zusammenspiel zwischen Stress und Ernährung einfügt, ist unser Schlaf. Ist der Cortisol-Spiegel abends zu hoch, kann dies zu einer schlechten Schlafqualität führen. Sind wir unausgeschlafen, erhöht dies wiederum unsere Anfälligkeit für empfundenen Stress. Aber damit nicht genug. Zu wenig Schlaf kann die Wirkung unserer Hunger- und Sättigungs-Hormone negativ beeinflussen . . . das wäre jetzt jedoch zu viel des Guten. Das Thema “Schlaf und Essverhalten” verdient einen eigenen Blogbeitrag ;-)


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